Aerzteinfo

Die vorliegenden Informationen bieten einen Ueberblick über die Indikation zur Abklärung und Behandlung von Gefässkrankheiten.

Abklärung und Behandlung der PAVK

Indikationen zur Abklärung einer PAVK mittels arterieller Ausmessung, ggf. Duplexsonographie:

Bei belastungsabhängigen Gesäss- oder Beinschmerzen, bei Ruheschmerzen, akralen Wunden sowie vor Operationen an den unteren Extremitäten zur Beurteilung der zu erwartenden Wundheilung.

Arterielle Ausmessung: Apparative seitenvergleichende Untersuchung zur Beurteilung der peripher-arteriellen Durchblutung in Ruhe als auch unter Belastung mit Lokalisation der Stenose- respektive Verschlusshöhe.

Farbcodierte Duplexsonographie: Darstellung der Pathologie und Erfassung des Stenosegrades.

Angiographie, Katheterdilatation und Stenting: Durchführung im Spital Interlaken und Inselspital Bern.

Abklärung und Behandlung bei Varikose

Indikationen zur duplexsonographischen Untersuchung der oberflächlichen Beinvenen:
V. a. symptomatische Varikose, Varikose mit progredienten Hautveränderungen, Ulcera cruris, bei Therapiewunsch von Besenreisern und retikulären Varizen (ästhetische Indikation)

Unterschieden werden eine primäre und eine sekundäre Varikose. Bei der primären Varikose besteht eine anlagebedingte Wanddegeneration der epifaszialen Venen. Die sekundäre Varikose ist auf ein postthrombotisches Syndrom zurückzuführen.

Eine Voraussetzung für eine interventionelle oder operative Therapie der Varikose ist die Offenheit des tiefen Venensystems und eine Darstellung der insuffizienten Venen. Eine exakte Evaluation des tiefen und oberflächlichen Venensystems erfolgt mit der farbcodierten Duplexsonographie.

Als Therapiemöglichkeiten bestehen die chirurgische Sanierung, die Sklero- und Lasertherapie und die Radiofrequenzablation.

Abklärung und Therapie der akuten und chronischen Venenthrombose

Indikationen zur Duplexsonographie der tiefen Beinvenen:
V. a. akute Beinvenenthrombose, Thrombophlebitis, postthrombotisches Syndrom

Es werden akute und chronische Beschwerden im Rahmen eines thrombotischen Geschehens unterschieden. Bei V. auf eine akute Beinvenenthrombose ist eine rasche Diagnostik wichtig. Dabei sind Thrombophlebitiden nicht zu unterschätzen, da zu 30% der Fälle gleichzeitig tiefe Beinvenenthrombosen auftreten. Nichts selten kann trotz adäquater Behandlung eine Varikothrombophlebitis bis zur Crosse aszendieren und rasch zu einer Beckenvenenthrombose führen.
Bei frischen Beckenvenenthrombosen ist bei fehlenden Kontraindikationen eine Auflösungsbehandlung mit Katheterlyse möglich, besonders im Hinblick darauf, langfristig einem postthrombotischen Syndrom vorzubeugen. Eine solche Behandlung wird im Zentrumspital durchgeführt.
Das postthromobtische Syndrom, welches oft auf chronischen Verschlüssen der Beckenvenen begründet ist, wird zunehmend interventionell angegangen, ebenfalls am Zentrumspital, wo die zwingend erforderliche Expertise vorhanden ist.

Abklärung und Behandlung Verschlusskrankheit der supraaortalen Gefässe

Indikationen für eine Abklärung der supraaortalen Gefässe mittels Duplexsonographie:
TIA/Zerebrovaskulärer Insult, Verlaufskontrolle von bekannten Stenosen der Karotiden, Schwindel- und Synkopenabklärung, V. a. Dissektion, Blutdruckseitendifferenz, Armclaudicatio.

Die Duplexsonographie der hirnzuführenden Gefässe erlaubt nicht nur die Stenosegraduierung, aber auch mittels B-Modus Rückschlüsse auf die Plaquestabilität.

Die Rezidivraten bei symptomatischen Stenosen der A. carotis interna zeigen ein sehr hohes Schlaganfallrisiko innerhalb der ersten zwei Wochen nach dem Erstereignis und eine deutliche Abnahme des Risikos über die Zeit (6 Monate). Deshalb ist es besonders wichtig Patienten mit Schlaganfall/TIA möglichst rasch mittels Duplexsonographie abzuklären, um mit einer zeitnahen Therapie einem imminenten Zweitereignis zuvorzukommen.
Ebenso konnte gezeigt werden, dass eine rasche Progression von Stenosen (>20%/Jahr) das Schlaganfallrisiko deutlich erhöht, so dass nach Diagnosestellung eine Kontrolle des Stenosegrades im Verlauf zur Abschätzung der Progressionstendenz angezeigt ist.

Die Therapie der Carotisstenosen mittels Stent oder offenchirurgisch erfolgt im Zentrumspital.

Abklärungen und Behandlung bei dilatativer Arteriopathie

Indikationen zur Duplexsonographie der Bauchaorta:
Screening bei allen aktuellen oder ehemaligen Rauchern über 65 Jahre, bei über 50 Jährigen mit positiver Familienanamnese für dilatative Arteriopathie, bei Patienten mit peripheren Aneurysmen, Verlaufskontrolle bekannter aortaler oder peripherer Aneurysmen, der behandelten Aortenaneurysmen nach Y-Prothese sowie nach endovaskulärem Aortenrepair.

Arteriosklerotische Aneurysmen sind am häufigsten im Verlauf der abdominellen Aorta, zumeist infrarenal lokalisiert (95%). Bei ca. 28% der Patienten mit abdominellen Aneurysmen finden sich gleichzeitig Poplitealaneurysmen (Lange 1990).
Periphere Aneurysmen bergen im Gegensatz zu den abdominellen Aneurysmen, welche rupturieren können, die Gefahr der Embolisation und des akuten Verschlusses.

Die Behandlung der abdominellen Aneurysmen erfolgt offen operativ oder mittels endovaskulärem Aortenrepair im Zentrumspital.

Abklärung und Behandlung des Lymphödems

Indikation zur Abklärung:
Die Diagnose eines Lymphödems erfolgt klinisch. Ein Abklärung soll erfolgen, um die Diagnose eines primären oder sekundären Lymphödems zu stellen. Gleichzeitig muss ein begleitendes Phlebödem, begründet auf einer venösen Insuffizienz, mit einer Duplexsonographie des venösen Systems ausgschlossen werden. Das sekundäre Lymphödem bedarf umfassender weiterführender Abklärungen (Ausschluss Malignom).

Das Lymphödem ist eine eigenständige chronische Erkrankung, welche unbehandelt eine Progredienz bis zu irreversiblen fibrotischen Veränderungen in den betroffenen Arealen zeigt.  Eine konsequente komplexe manuelle Entstauungstherapie, welche unter Umständen stationär erfolgen muss, ist grundlegend.

Abklärung und Behandlung diabetischer Fuss

Indikation zur Abklärung und Therapie
Läsionen, Infekt im Bereich des Fusses beim Diabetiker, geplante Fussoperation beim Diabetiker

Der diabetische Fuss stellt eine Spätkomplikation beim Diabetiker dar, die neuropathisch und/oder angiopathisch bedingt und im Vergleich zu Normalpopulation mit einem 20-50 fach erhöhten Amputationsrisiko vergesellschaftet ist (Stiegler 1998). Die PAVK der Diabetiker ist vor allem im Bereich der Unterschenkelarterien angesiedelt. Die Patienten präsentieren sich grösstenteils mit Läsionen, da aufgrund der Polyneuropathie die typischen Claudicatiobeschwerden fehlen. Mittels arterieller Ausmessung kann der Schweregrad der Makroangiopathie erfasst werden und Hinweise auf eine zu erwartende Wundheilung geben. Mittels Duplexsonographie wird die Verschluss- oder Stenosehöhe erfasst. Eine transkutane Sauerstoffmessung lässt Rückschlüsse auf die Amputationshöhe zu.

Mittels PTA/Stenting erfolgt die Behandlung, welche mit einem hohen Rezidivrisiko im Bereich der Unterschenkelarterien behaftet ist. Oft ist jedoch die Perfusion für einen gewissen Zeitraum ausreichend, so dass eine Läsion oder Operationswunde abheilen kann.

Abklärung und Behandlung von viszeralen Arterien

Indikation zur Abklärung:
Kolikartige abdominelle Schmerzen ca 15 nach Nahrungseinnahme, Gewichtsverlust,
seit Jahren bestehende abdominelle Beschwerden unklarer Aetiologie, bereits mehrfach abgeklärt.

Etwas mehr als die Hälfte der Population über 50 Jahre weist chronische Verschlussprozesse im Bereich der viszeralen Arterien auf. Die Verschlusskrankheit der viszeralen Gefässe ist Ausdruck einer fortgeschrittenen Arteriosklerose und vor allem bei Patienten mit mehreren kardiovaskulären Risikofaktoren zu finden.
Mittels Duplexsonographie lassen sich allfällige Stenosen von Truncus coeliacus, A. mesenterica superior und inferior dartellen. Die Therapie erfolgt mittels PTA und Stenting.

Abklärung und Behandlung der renovaskulären Hypertonie

Indikationen zur duplexsonographischen Untersuchung der Nierenarterien:
Therapieresistente Hypertonie, Niereninsuffizienz, Verlaufskontrolle von Transplantatnieren

Der klinische Nutzen der Angioplastie mit und ohne Stenting wird bereits seit vielen Jahren diskutiert, da verschiedene randomisierte Studien keinen Nutzen der PTRA bei Niereninsuffizienz und art. Hypertonie aufzeigen konnten. Diese wurden zum grössten Teil an einem Patientengut mit nicht höchstgradigen Nierenarterienstenosen durchgeführt.
Die Nierenarterienstenose ist eine fortschreitende Erkrankung, welche bei über der Hälfte der Patienten innerhalb von 2 Jahren zum Verschluss führt (Tollefson und Ernst 1991).

Die Indikation zur PTRA muss je nach Stenosegrad, begleitender therapieresistenter Hypertonie und Niereninsuffizienz von Fall zu Fall diskutiert werden.